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Was ist Urban Psychology?

Die Urban Psychology – auch Stadt- und Architekturpsychologie – ist ein Spezialgebiet der Psychologie. Sie beschäftigt sich mit dem Erleben und Verhalten in der gebauten Umwelt. Ihr Ziel ist, menschliches Erleben und Verhalten in diesem Kontext zu beschreiben, zu erklären, vorherzusagen und (falls nötig) zu verändern. Sie schafft damit einen menschenzentrierten Blick auf Gebäude und Siedlungsgebiete. Beispiele für Fragestellungen lauten:

  • Welche Hausfassaden werden von den Nutzerinnen und Nutzern als schön empfunden?
  • Welche Gebäudeeigenschaften erleichtern uns die Orientierung?
  • Wie lassen sich Passantenströme vorhersagen und steuern?
  • Durch welche Massnahmen werden die Ortsidentität und das Engagement für einen Ort gefördert?
  • Wie muss soziale und bauliche Dichte sein, damit sie positiv wahrgenommen wird?
  • Welche Eigenschaften von Grünflächen fördern die Erholung?

Geschichte

Als Teil der Umweltpsychologie ist die Urban Psychology über 100 Jahre alt. Im Zuge der Industrialisierung hat man damals experimentell untersucht, welche Umweltfaktoren eine leistungssteigernde Wirkung auf den Menschen ausüben. In den 1960er- und 70er-Jahren entstand, ausgelöst durch das schnelle Wachstum der Siedlungsgebiete, ein Forschungsboom. In diesen Jahren sind die ersten empirischen Studien zu Themen wie Gebäudeästhetik, soziale und bauliche Dichte, Erholungsräume sowie Ortsidentität erschienen. Die Urban Psychology hat bewirkt, dass weiche Faktoren – wie beispielsweise die Ortsidentität – präziser definiert, gemessen und beeinflusst werden können.

Methoden der Urban Psychology

Die methodischen Möglichkeiten, die «Blackbox Mensch» besser zu verstehen, sind mittlerweile sehr vielfältig: von qualitativen Interviews bis hin zur Messung physiologischer Indikatoren, wie Hirnaktivitäten, Blickbewegungen oder Hormonausschüttungen. Onlinefragebogen ermöglichen es uns heute, innert kurzer Zeit eine grosse Anzahl Personen zu befragen und deren Antworten statistisch auszuwerten. Neue Visualisierungstechniken erlauben die Messung menschlicher Reaktionen auf noch nicht existierende Umwelten.

Allen Methoden ist gemeinsam, dass sie nach einer möglichst objektiven und validen Messung menschlichen Erlebens und Verhaltens streben – als Basis einer evidenzbasierten Entwicklung der gebauten Umwelt.